So, dann wollen wir mal erzählen...
LKW über 3,5t sind seit 1.7.24 mautpflichtig in D, da beisst die Maus keinen Faden ab. Es gibt Ausnahmen und Befreiungen. Dazu später etwas mehr.
Mautpflicht heisst, das Fahrzeug braucht eine On Board Unit (OBU) - oder man pflegt alle Fahrten bei Toll Collect manuell ein, das war mir zu aufwändig. Die OBU darf nur von einem von Toll Collect autorisierten Betrieb eingebaut werden! Der stellt die dann auch gleich richtig ein, damit die Abrechnung funktioniert.
Mitte Juni habe ich mir eine nicht zu weit entfernte solche Spezialwerkstatt von der Toll Collect Liste ausgesucht, einen Termin vereinbart und eine OBU einbauen lassen. Hat kurzfristig funktioniert. Ich habe, glaube ich, 180 Euro für die Installation und Einrichtung berappt, die OBU selbst bleibt Eigentum der Mautgesellschaft. Seitdem ziert so ein Kasten meine Windschutzscheibe.
Die OBU entspricht in Größe und Gewicht in etwa einem Walkman der 80er Jahre. Wer nicht weiss, was das ist, darf wahrscheinlich sowieso nichts fahren, was über 3,5 t wiegt.
Das winzige Display ist schlecht ablesbar und zeigt nur an, was man schon weiss: Anzahl der Achsen und Gewicht. Dazu gibts noch eine rote und eine grüne LED. Grün heisst "alles klar, kann losgehen hier".
Der Spezialbetrieb weiss ganz genau, wie der Kasten wo an die Windschutzscheibe gehört und klebt dann mit Klebapads eine Halterung von schief nach schräg ans Glas. Das hat bei mir bis zum ersten Parken in der Sonne gehalten, dann ist die OBU "abgestürzt". Aber selber darf man das nicht machen, sonst ist es am Ende vielleicht nicht korrekt ausgeführt. Die Stromversorgung erfolgt über eine frei fliegende Leitung zur nächsten 12V Steckdose, vormals als Zigarettenanzünder bekannt. Den Stecker darf man dann übrigens selber einstecken.
Vorher, also vor dem Einbau, muss man sich, das Fahrzeug und seine Kontodaten zur Abrechnung bei Toll Collect registrieren. Das ging über deren Webseite eigentlich relativ schmerzfrei.
Dann kam der große Tag und wir haben am 1.7. eine kurze Testfahrt zu 19,2 Cent je Kilometer unternommen. Und das hat tatsächlich einfach so funktioniert. Und seither sind wir ...zufriedene?... Mautkunden. Die Maut wird monatlich abgerechnet; bisher hatte ich keinen Grund zur Beanstandung. Eine kurze Bewegungsfahrt am vorletzten Wochenende wurde korrekt mit 1,19 EUR in Rechnung gestellt.
Was mich bei der Sache eigentlich am meisten stört ist der EU-weite Mautzoo, in dem jedes Land immer wieder neue und andere Ideen ausprobiert, und ich darf mich dann vor jeder Reise ins Ausland auf den aktuellen Stand bringen (bestenfalls) oder neue Hardware besorgen (schlimmstenfalls). Aber das betrifft ja nicht nur die Fahrzeuge über 3,5 t.
Immerhin: Die Toll Collect OBU kann man auch in Österreich registrieren, dann braucht man dort wohl keine Go-Box mehr. Glaube ich. War noch nicht dort.
Zu den Befreiungen wollte ich noch was sagen: Man kann, so man die erforderlichen Gründe anführt, bei Toll Collect eine Befreiung von der Maut beantragen. Auf der Webseite sind die möglichen Gründe für die Antragstellung aufgeführt. Ich kenne auch Leute, die mit individuellen Begründungen eine zeitlich befristete Mautbefreiung erlangt haben. Beide mussten dazu mit Toll Collect längere Zeit fingerhakeln, und die einmal erteilte Befreiung muss danach regelmäßig erneuert werden. Aber es kann sich durchaus lohnen, dran zu bleiben.
In meinen Fall wurde der Antrag erstmal abgelehnt, trotz eingetragener Kabine (bei deren Anwesenheit aus dem LKW laut Zulassungspapieren ein Wohnmobil wird) und der Zusicherung, dass wir die nie absatteln (was tatsächlich mit Ausnahme von reinen Werkstattfahrten so ist). Weitere Schritte habe ich noch nicht unternommen. Fingerhakeln, wie gesagt. Mir ist gerüchteweise zu Ohren gekommen, dass die zuständige Personaldecke angeblich relativ dünn sein soll.
Eine Festmontage der Kabine, um unser Gespann als Wohnmobil umzutypisieren, wird schwierig. Unsere Kabine hat zwar vom Importeur eine deutschlandkonforme Gasanlage bekommen, aber mindestens der US-Herd hat keine Zündsicherung und damit wird die bald erforderliche Gasprüfung hinfällig. Umbauen könnte man, das kostet aber auch wieder und der amerikanische Herd hat amerikanische Abmessungen auf die kein hiesiges Produkt einfach draufpasst. Also wird das ein größeres Bastelprojekt. Von daher ...
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