Frage Slowenien 2020 - Offroadabenteuer mit Hygienekonzept
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letztes Jahr im Oktober sind wir mit dem Gespann auf unsere erste organisierte Offroad-"Soft-Rallye" gegangen und haben darüber für Familie und Freunde eine Fotoreportage geschrieben, worauf das PickUp Camper Magazin aufmerksam geworden war und jüngst verkürzt abgedruckt hat.
Auf mehrfachen Wunsch in diesem Forum werden wir Euch nun daher exclusiv mit der ungekürzten Variante quälen, was aufgrund des Umfangs in mehreren Häppchen erfolgen wird. Dafür sowie für die umfangreiche Beschreibung der technischen Vorbereitungen zu Beginn möchten wir uns entschuldigen, sie Euch aber auch nicht vorenthalten da wir denken, unsere Überlegungen und Gespann-Anpassungen im Vorfeld - sowie die dabei gemachten Erfahrungen - gehören bereits auch schon zum Erlebnis dazu.
Es wünschen Euch gute Unterhaltung
die Cruisinados
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Wie alles begann
„Meinst Du, wir können das auch?“ – „Klar. Was denn?“ Mit breitem Schmunzeln drückte mir meine Frau anno November 2019 einen Reisebericht in die Hand, der gerade in einer Allrad-Zeitschrift erschienen war. Aha, da hatte also eine bunte Horde von hauptsächlich sehnigen Modellathleten mit Allrad-Antrieb eine „Klassenfahrt für Erwachsene“ durchgeführt, um es mit den Worten des Veranstalters zu sagen. Dabei waren die üblichen Verdächtigen wie Wrangler oder Defender, hin und wieder sympathisch aufgemischt durch ein paar allradkompetente Sprinter und versprengte PickUps mit Ultraleicht-Kabinen. Sowie einem betagten, hinterradangetriebenen aber scheinbar zu allem entschlossenen Daimler in werkszitronengelb und den besten Jahren – eine Mischung, die man in keiner Lebensphase unterschätzen sollte.
Frei nach dem Motto „Wer das Abenteuer sucht, darf Luxus nicht fürchten“ hatte sich dieses fast 100 Fahrzeuge zählende Rudel Anfang Oktober 2019 auf den Weg nach Montenegro gemacht. Durch den Balkan, den dinarischen Alpen folgend, hauptsächlich offroad, jeder für sich und dennoch alle zusammen unter dem Dach eines professionellen, erfahrenen Veranstalters. Mit festen Camps jeden Abend, teilweise irgendwo im Nirgendwo mit fließend kalt Wasser neben den Autos. Und Schlafen, wo dem Eindruck nach nie ein Mensch zuvor geschlafen hat, sondern jede Nacht Fuchs und Wolf beim Skat zusammen hocken. Das Ganze organisiert, mit Eventcharakter, Challenges zwischendurch und finaler Preisverleihung.
Wie weiterhin im Artikel zu lesen war komponierte der Organisator, beileibe kein Unbekannter im deutschen Rallye-Geschäft, für die Teams dazu eine Rundum-Sorglos-Sinfonie aus Roadbook, Funk, Satelliten-Tracking und -Navigation. Dazu tourbegleitend Arzt, Mechanikertrupp und Bergeteam. Also irgendwie so, dass die eigentlichen Teilnehmerteams den ganzen Tag im Dreck spielen durften. Sprich, Fahrer fahren und Beifahrer navigieren, und für Netz und doppelten Boden unter den Pneus war gesorgt. Himmel, was ein geniales Konzept. Und jetzt kam´s: laut Zeitschrift würde der Veranstalter ernsthaft über eine Wiederholung der Reise im Jahr 2020 nachdenken – ready for Rock´n Roll...
Längst war uns klar, dass wir weitere Informationen benötigten, besitzen wir doch ebenfalls einen Allradler. Allerdings keinen sehnigen drahtigen Sportler, sondern im Vergleich dazu eher eine sumoartige Urgewalt. Ein knapp 20 Jahre alter, in Ehren ergrauter US-Fullsize-PickUp, mit standesgemäßen Multizylinder-Antrieb, und von Frühjahr bis Spätherbst durch eine Northstar-PopUp-Kabine keck verwandelt in ein allrad- und vielwegefähiges Wohn-Gespann.
Eigentlich ein ideales Fahrzeug für eine solche Tour, solange die Wege und ihr tagesaktueller Zustand so einen großen, schweren Sumo tolerieren. Und das ist der Punkt, hatte uns bis dato doch schon mehr als ein Veranstalter zumindest von offroad-Trainings einen Korb gegeben. Und zwar mit dem Argument, unser Fahrzeug wäre für die echten Geländeaufgaben einfach zu sperrig und mit aufgesattelter Kabine höchstwahrscheinlich auch zu schwer.
So dass wir unser Sumo-Gespann bisher nur für straßenorientierte Urlaube sowie Musikfestivals genutzt hatten. Dies zwar recht ausgiebig und intensiv, und natürlich gab es je nach Urlaubsgebiet (z.B. Sizilien) auch mal die ein oder andere Straße, die dem Navi zum Trotze plötzlich als Schotterpiste oder Ähnliches weitergeführt wurde. Und klar war das für unsere Exoten-Kombi ebenso wenig ein Problem gewesen wie beispielsweise die feuchten Wiesen bei der Abreise von Festivals – zumindest unser Fahrzeug kam da immer wieder raus, beim ersten Versuch. Allerdings fragten wir uns natürlich auch immer: „Was geht denn alles noch? Wie weit kämen wir wohl wo? Und was würde diese Kombi wirklich bremsen?“
Durch den Zeitschriften-Artikel war der Forschergeist geweckt, und zum Selbstversuch neigend nahmen wir zunächst die Homepage des Veranstalters unter die Lupe und dann Kontakt auf. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt, und wir hatten noch nicht einmal losgelegt. Sicherheitshalber brachten wir uns dennoch schnell in eine professionell-pessimistische Stimmung - immerhin hat unser Truck weder Unterfahrschutz, LED-Bar oder Snorkel, noch eine halbwegs rallyetaugliche Reichweite (er genehmigt sich mit aufgesattelter Kabine gute sechs bis sieben Liter Super pro 100… – PS). Und überhaupt, wir fanden uns ganz schön frech, sich mit einem Sumo unter die Modellathleten mischen zu wollen, konnten aber nicht anders.
Noch während der Kontaktaufnahme waren wir aufs Angenehmste überrascht. Der Veranstalter war ebenso aufgeschlossen wie unkompliziert und durchschlagend sympathisch. Das ließ dem Auto zwar weder neues Licht noch einen Unterfahrschutz wachsen, aber das Will-Haben-Monster wurde gefüttert:
„Licht? Das passt schon, oder habt ihr nur Kerzen vorne?“
„Snorkel? Braucht ihr auf den Wegen nicht.“
„Unterfahrschutz? Es könnte evtl. ein paar Kratzer geben, je nach Weg und Wetter. Aber nichts wirklich Materialmordendes, wenn ihr es nicht drauf anlegt.“
Und falls sich die Wege durch sintflutartige Regenfälle doch unvorhersehbar änderten, könne man auch abschnittsweise zurück auf die Straße wechseln. Oder die wirklichen Hardcore-Strecken ganz auslassen. Es gäbe da auch die ein oder andere etwas „interessantere“ Stelle, man sei vorher aber alles abgefahren und hätte im Roadbook eindeutige Hinweise auf solch anspruchsvollere Stellen gegeben.
Wir schwebten bereits auf Wolke 7, das klang zu gut um wahr zu sein, dabei finanzierbar und noch nicht komplett ausgebucht. Aber nachdem sich all diese Bedenken in ihre Bestandteile zerlegt hatten, zerstörte der nun kommende, eigentlich ganz harmlos klingende Hinweis jäh die inzwischen gut hörbare, rosarote Fahrstuhlmusik in unseren Ohren:
„…, also man kann zusammenfassend sagen, dass es ist wie immer: Ihr braucht einfach nur eine gute Ladungssicherung, einen offroadtauglicher Wagenheber, und natürlich ein voll funktionsfähiges Reserverad fürs Fahrzeug.“
Das war´s. Mit einem hässlichen Kratzen hüpfte – wieder in unser beider Wahrnehmung und erschreckend simultan - die Nadel von der Schallplatte im Kopf. Ende der Streicher, Start der Terrortrommeln. RESERVERAD! Unser Angstgegner.
Das Thema wälzten wir schon hin und her, seitdem wir unseren Sumo besaßen. Denn nach seiner Jugend im schönen Florida und Louisiana wurde er nach Deutschland importiert und bekam dort bei der Einzelabnahme gleich breitere Reifen und einen neuen Edelstahl-Auspuff spendiert. Beides zusammen hatte dazu geführt, dass für das Reserverad fixiert an der serienmäßigen Halterung unter der Ladefläche nicht mehr ausreichend Platz war. Und wir waren fast schon vertraut mit dem Gefühl, mit einer Dose Pannenspray durch die Gegend zu fahren, die im Ernstfall wahrscheinlich zu klein wäre.
Aber das Glück ist mit den Mutigen, und so fassten wir im Dezember 2019 den eiskalten Entschluss, dieses Reifen-Problem in den nächsten neun Monaten doch noch irgendwie gelöst zu bekommen. Koste es an Überwindung was es wolle, und selbst wenn wir dafür Dinge opfern müssten, die bisher zur – fraglos überlebenswichtigen - Komfortzone zählten - wir würden das hinkriegen. Und warfen am ersten Tag der Anmeldefrist, wenige Sekunden nach Mitternacht, unseren Hut in den Ring für die Five Mountains 2020. Innerhalb von 48h waren die meisten der 100 Startplätze vergeben. Einer davon ging an uns. Und als die Bestätigungs-Mail kam flippten wir total aus.
Noch am selben Tag wurden wir wieder kreativ in puncto Reserverad-Unterbringung, auch wenn wir zunächst verblüfft feststellen mussten, dass sich das Problem zwischenzeitlich nicht von allein gelöst hatte. Nun denn, Leinen los zum fröhlichen Brainstormen: den knapp 30 cm hohen Ballon auf der Motorhaube unterzubringen war irgendwie ebenso klug wie nach Gehör zu fahren. Die Idee einer Halterung an unserer filigranen Holzkabine erzeugte gleichzeitig die Vision von Wandloch-nach-Schlagloch. Ein luxuriöses, wohlklimatisiertes Fünfsterne-„Plätzchen“ auf der Rücksitzbank scheiterte nach dem Hochwuchten des Gummibrockens glorreich an der Frage, ob wir eigentlich sonst noch irgendetwas IM Auto mitnehmen wollen. Bei hochgeklappter Rücksitzbank (ja, es ist offiziell ja nur ein (Fullsize-)1,5-Kabiner mit Notsitzen, auch wenn der Platz dort mindestens an manchen Midsize-Doppelkabiner erinnert) würde das Rad zwar hochkant passen, dann auf der Seite aber auch kaum noch etwas Anderes.
Eine Halterung an einem speziell dafür konstruierten hinteren Stoßfänger, der dafür neu anzuschaffen gewesen wäre, wäre technisch wohl möglich gewesen, schied für uns nach der Kosteninfo jedoch eindeutig aus. Und das Rad von außen einseitig an die Ladewanne zu dengeln würde vielleicht einstigen Daktari-Fans einen milde lächelnden Gesichtsausdruck bescheren, für alle anderen (uns eingeschlossen) unseren stolzen Sumo jedoch zu einem humpelnden Hüftgold-Wunder degradieren.
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Die Lösung des Themas war dann tatsächlich ebenso einfach wie genial: wir gaben Komfortzone ab und schufen unserem knapp 30 cm breiten, 84 cm hohen Reserverad eine Fünfsterne-Mitfahrgelegenheit an genau der Stelle, wo jahrelang die hintere Rücksitzbank gewesen war. In einem Akt der Verzweiflung rissen wir die Rücksitzbank heraus, und bauten anstelle dessen eine fixierte Sperrholzplatte ein, die letztendlich ein sicheres Verstauen von Reserverad, Werkzeug, Scherentreppe, einem HiLift-Wagenheber und manch anderer Dinge erlaubt. Diese Lösung sollte selbst dann noch fest und zuverlässig Lasten fixieren, wenn auch sonst nichts mehr hält auf dem Planeten.
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Last not least gingen wir auch endlich den Punkt „Gewicht“ an. Das ewige, stammtischzersetzende und Freundschaften zerstörende Nerv-Thema im Kontext der 250(0)er Fullsizer mit 3,5 t – Zulassung, die eigentlich eher ziehen als tragen sollen. Bei Lichte betrachtet ist die Situation unseres Mulis zwar gar nicht so unkomfortabel: geschuldet seinem Baujahr und Baureihe gibt es nicht allzu viel beschwerende Elektronik-Infrastruktur an Bord, weiterhin ist unsere PopUp-Kabine kein absolutes Schwergwicht und vergleichsweise kompakt. Darüber hinaus lassen wir die Kabinenstützen, die Heckklappe sowie die Rückbank daheim – und sind nur zu zweit.
Allerdings ist unser Auto auch leer definitiv kein Leichtgewicht. Alles was nach Metall aussieht ist das in der Regel auch – und dann meistens Stahl. Weiterhin gibt es auch definitiv leichtere Kabinen, allein ihre Batterie wiegt einen Zentner. Und wir schlafen gern auf einer dicken Matratze mit richtigem Lattenrost. Und haben auch immer gern viel (meist zu viel) dabei. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir abfahrbereit und voll mit Proviant und Frischwasser gebunkert schon immer stark darauf achten mussten, die 3,5 t nicht zu reißen. Und ein übergewichtiges Fahrzeug wird in Europa stark unterschiedlich geahndet und kann teilweise drakonische Strafen nach sich ziehen. Was in unseren Augen Hand und Fuß hat, geht es doch letztlich vor Allem um Sicherheit – die eigene, und die der Anderen.
Freilich ist das Thema bei unserem Auto noch etwas komplexer. Es ist ja ab Werk bereits auf 4,2 t ausgelegt, doch der an der Wasserkuppe ansässige, überaus erfahrene Importeur und Händler hat es zunächst einmal wie von den meisten Interessenten gewünscht auf 3,5 t zugelassen. Technisch waren wir also immer auf der sicheren Seite, nicht jedoch juristisch – was letzten Endes auch eine knallharte Haftungsfrage im-Falle-eines-Falles darstellen kann. Letzteres ergab nach einigem Hin- und Herüberlegen und Abwägen aller Konsequenzen (Verkehrsregeln national/international, Veränderungen bei Steuer und evtl. Versicherung, Traglast der aktuell aufgezogenen Reifen, ggf. Streckenverbote, Tempobegrenzer?, Autobahngebühren, ggf. Fährpassagen, und und und) die Entscheidung, nach vielen Jahren einer aufgeschobenen Entscheidung nun noch vor der Tour eine entsprechende Umschreibung auf 4,2 t durchführen zu lassen.
Die Konsequenz des 100km/h – Tempolimits auf Autobahnen erschien uns angesichts unseres bisherigen Reisetempos von 110km/h als durchaus tolerierbar. Stärkeres Durchatmen erforderte da schon die nun andere Behandlung in puncto (Autobahn-)Vignetten. Hier kamen wir ab sofort nicht mehr mit einem Aufkleber / einer Bescheinigung hin, sondern mussten uns ein jeweils länderspezifisches Gebührenerfassungs-Gerät („Go-Box“ in Österreich) im Auto installieren, welches automatisch die gefahrene Strecke trackt, häufig nach dem Vorkasse-Prinzip funktioniert, und nebenbei ganz andere Tarife aufruft als bisher gewohnt. Basis dafür soll der Gedanke der ökologischen Fahrzeug-Fingerabdrucks während der Nutzung sein, so sind die Tarife gestaffelt nach Schadstoffklasse und Anzahl der Achsen.
Bei all diesen vielen Vorbereitungen begleitete uns im Pandemiejahr 2020 natürlich stets die Frage, ob diese Veranstaltung überhaupt stattfinden würde. Sowohl Arbeits- wie auch Privatleben hatte sich binnen eines Jahres komplett verändert, und Urlaub, erst recht im Ausland, wurde bald zu einem nicht nur gefühlt seltenem Gut. Dementsprechend lief bei all den Vorbereitungen auch stets eine Art Unwirklichkeit mit, so als ob es eigentlich sowieso nicht dazu käme und man im Prinzip nichts Anderes täte als sich auf etwas vorzubereiten, was nicht einträte. Was wiederum erklären könnte, warum viele Vorbereitungen zwar lange im Kopf hin und her gewälzt, dann letztlich aber doch erst in buchstäblich letzter Minute durchgeführt wurden. Plötzlich war die Abreisewoche da, aber die Airlineschienen noch auf der Post, die Euroboxen zum Teil fehlgeliefert, und und und.
Den Veranstalter traf daran keine Schuld, hatte er doch das gesamte Jahr in einer fast schon seelsorgerisch zu nennenden Art und Weise engmaschig über den gerade gültigen Stand sowie die aktuellen Ausweichstrategien informiert. Was immerhin dazu geführt hat, dass von den ursprünglich 100 gemeldeten Fahrzeugteams fast die Hälfte bis zum Schluss an eine Durchführung geglaubt hatten, dementsprechend dabei geblieben waren – und wie wir reich belohnt wurden. Das Team passte wochen-, teilweise tagesaktuell die Tour derart an die epidemiologische Lage vor Ort an, dass die regelkonforme Machbarkeit stets gesichert war und immer noch eine Menge geboten wurde – wenn auch final durch die radikale Beschränkung der Five Mountains 2020 primär auf Slowenien, dem für lange Zeit einzigen Balkanland ohne Risikostatus. Durch diese höchst agile Vorgehensweise bekam die Veranstaltung unter jenen Crews, die bis zum Schluss an eine Durchführung geglaubt hatten und dabei geblieben waren, den Spitznamen „Operation Flinkes Wiesel“.
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Zum ersten Mal unterwegs als offizieller Brocken
Die Anreisedistanz hielt sich in Grenzen, doch allein das Thema „Maut-Vignetten“ war mit unserem nun frisch aufgelasteten PickUp ein neues Kapitel für uns, benötigten wir doch ab sofort nicht mehr einfach nur einen neuen Aufkleber auf der Windschutzscheibe, sondern einen jeweils länderspezifischen kleinen Kasten an der Windschutzscheibe.
An der österreichischen Grenze galt es zum ersten Mal, sich ein solches Gerät mit dem passenden Tarif zu besorgen und so anzubringen, dass wir beim Unterfahren der Mautmasten tatsächlich automatisch registriert wurden. Und ebenso zum ersten Mal passierte, was diesen Urlaub noch öfter geschehen sollte: man hielt uns für schlichtweg in-der-falschen-Schlange stehend, und erst ein Blick in unsere Fahrzeugpapiere überzeugte letztlich so ganz. Die Servicekraft nahm sich netterweise viel Zeit, uns Prinzip und Funktionsweise zu erklären, das Kleingedruckte im Papierwust zusammenzufassen, den richtigen Tarif zu finden und die final erhaltenen meterlangen Kassenzettel zu sortieren. Das gute Gefühl, auf dem Papier unter keinen Umständen als überladen zu gelten muss einem im Vergleich zur Vignette natürlich Einiges mehr wert sein, so waren wir für eine einfach Durchquerung Österreichs von Salzburg bis zum Karawankentunnel hinter Villach mit ca. 90 Euro dabei (allerdings dann inclusive aller Tunnel).
Interessant war die Einstufung unseres immerhin knapp 20 Jahre alten amerikanischen Schwermetalls, es gab tatsächlich einen Listeneintrag für genau diesen Typus Chevrolet Silverado 2500 HD mit 6.0l V8-Benziner von 2001. Die Einstufung erfolgte gemöß seiner EURO 3 Klasse in die unterste Kategorie EURO 3-5. Klang doch nach einem echten Ökomobil ., auch wenn die Kabine die sonst üblichen 6 Liter auf 100 PS doch ein „ganz klein wenig“ sprengt. Andererseits war das gemessen am Verbrauch eines modernen Wohnmobils gar nicht soo schlecht,. Und durch die Nachhaltigkeits-Linse betrachtet gibt es vielleicht auch Schlimmeres als ein gut abgehangener, fliegender Schwerlast-Teppich mit hohem Metall-Anteil, der im Jahr weniger als 10.000 km bewegt wird, und dessen größter Beitrag zur Feinstaub-Problematik von der Brems- und nicht Abgasanlage beigesteuert wird.
Nun denn. Nachdem alle unterschriebenen Ausdrucke verstaut und ein unkritischer Logenplatz in der Mitte der Windschutzscheibe für die Box gefunden war ließen wir alle acht Zylinder dann endlich durch kurzes Drehen am Zündschlüssel frei und vernehmlich durchatmen, um kurze Zeit später – lächelnd, aber jeder von uns insgeheim mit angehaltenem Atem – ungebremst an den wartenden PKW vorbei mit Tempomat durch die erste Mautstelle zu gleiten.
Jetzt kam´s drauf an. Wenn unsere neue Box nun nicht piepen würde, wären wir automatisch direkt Mautpreller, Outlaws. Vor unserem geistigen Auge spielten sich bereits wilde Verfolgungsjagden ab, eines Hollywood-Blockbusters würdig. Gerade als ich mich fragte, wo die Ordnungshüter sich denn eigentlich verschanzt hätten und nur GENAU AUF UNS warteten, kam ein neben dem Multi-V-Brabbeln geradezu schüchternes „Piep“ aus Richtung Windschutzscheibe. Gimme Five for Sumo, und noch bevor wir zwei Stunden später in Slowenien einfuhren waren wir gefühlt die Coolsten beim Passieren der vielen automatischen Mautkontrollbrücken.
An der slowenischen Grenze wiederholte sich das gesamte Procedere ein zweites Mal. Weniger der Sprache mächtig, dafür aber mehr mit dem Procedere vertraut schafften wir alle notwendigen Schritte kaufen-kleben-cool weiterfahren in Rekordzeit.
Keine halbe Stunde später und mitten im weltbekannten Kurort Bled, quasi dem Monaco Sloweniens, fuhren wir mit einbrechender Dunkelheit in das erste Camp ein. Ein wunderschön gelegenes Areal direkt am Veldeser/Bleder See gelegen, welches die knapp 50 Teilnehmer-Fahrzeuge der Five Mountains 2020 - jetzt Anfang Oktober - gefühlt für sich hatten.
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Und auch die Gewissheit eines mitfahrenden Werkstattfahrzeugs sowie eines Berge-LKW gab uns einfach ein besseres Gefühl. Immerhin hatten wir unser Gespann bisher sehr überwiegend auf Asphalt bewegt und noch keinen richtigen Begriff davon, welche Offroad – Kompetenz man diesem Muli eigentlich zutrauen kann. Wobei es im Zweifelsfall ja immer mehr auf den Menschen am Steuer als die Maschine ankommt. Aber auch dafür waren wir hier, und freuten uns sehr auf die vor uns liegenden Wege.
Nach einer ersten Nacht in der klaren Bergluft und einem phantastischen, entspannten Frühstück in bester Indian Summer Atmosphäre machten wir uns an das Studium des Equipments. Schließlich ging es hier um ein neues Smartphone mit neuer Software, und natürlich dem eigenen Anspruch, nach Roadbook zu fahren. Navigation im Gelände, hier waren wir wirklich absolute Neulinge und auch ein Roadbook sagte uns bis dahin rein gar nichts.
Der Tag war als „onroad“-Transittag zum nächsten Lager vorgesehen, mitten durch den einzigen Nationalpark Sloweniens, der nach dem höchsten Berg des Landes (Triglav, 2.864 m) benannt ist und mit dem „Zlatorog“ über eine eigene Sagengestalt verfügt, ein Gamsbock mit goldenen Hörnern. Tatsächlich leben im Nationalpark Steinbock, Gams, Rothirsch, Luchs und Auerhahn; in der Luft der Steinadler und direkt am Boden Sand- und Kreuzotter. Gelegentlich durchstreifen auch Braunbären das Gebiet. Unsere Route führte über einen spektakulären Gebirgs- (Vrsic-)pass mit gepflasterten Serpentinen, direkt vorbei am 2.547 m hohen Monte Prisani / Prisojnik. Und davor, am Vormittag, noch garniert mit einem Überraschungs-Event vom Veranstalter. Uns lagen die hinter uns liegenden Arbeitswochen noch arg in den Knochen, und so wollte wir es ruhig angehen lassen und keinesfalls zu den Ersten gehören, die die erste Station erreichten. Um es kurz zu machen: wir gehörten auch nicht zu den Letzten, die die nächste Station erreichten, sondern kamen so entspannt-spät los, dass wir dann pragmatisch direkt auf den Pass fuhren, um wieder Anschluss mit der Gruppe zu bekommen.
Die Tour war so angelegt, dass diese Flexibilität grundsätzlich immer möglich ist. Jeder kann für sich allein fahren, und das Gute daran ist natürlich, dass dann jeder auch sein Tempo fahren kann. Das Blöde daran: die Veranstalter hatten sich wirklich jedes einzelne Bein mehrfach ausgerissen, um trotz mannigfach geänderter Tour Einiges an Zusatz-Events zu bieten. Was man dann teilweise eben verpassen konnte, wenn man so wie wir hier im chilling-Mode die Streckenführung kreativ mitgestaltete.
In diesem Fall verpassten wir die Chance, nur an einem Stahlseil angekettet über die – gemessen am Schanzenrekord – zweitgrößte Skiflugschanze der Welt, der „Letalnica“ in Planica, gen Tal zu donnern. Der Anlauf für die Skiflieger ist knapp 124m lang und 35° geneigt, die Springer erreichen hier eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 110 km/h, bevor sie den Boden unter den Füßen verlieren und sich mutig nach vorn lehnend auf ein unsichtbares Luftpolster legen, während sie gen Erdboden donnern und auf diese Weise hier mittlerweile häufig Sprungweiten von über 200 Metern erreichen.
Die Tourteilnehmer hatten es da auf den ersten Blick leichter, da sie sich „einfach“ am geführten Stahlseil und fest angegurtet denselben Weg fliegend „hängen lassen und Spaß haben durften“. Auf den zweiten Blick sollte man aber nicht vergessen dass sich die Skispringer langsam an eine solche Monsterschanze herantasten. Während die Tourteilnehmer, die für diese „Challenge“ mutig genug waren, hier direkt ins bodenlose kalte Wasser sprangen, dem weit geöffneten Schlund des grünen Abgrunds entgegen.
Unnötig zu sagen, dass dies ein Wahnsinns-Event gewesen sein muss. Unnötig zu sagen, dass wir sonst was darum gegeben hätten, mit dabei gewesen zu sein. Aber fairerweise erfuhren wir von alledem erst am Abend, als viel Strecke zwischen uns und Planica lag. Dazwischen stand für uns Erholungssuchenden wie schon kurz angekündigt die erste Pass-Überquerung der Reise an. Wir begaben uns also auf die Straße zum Vrsic-Pass, die mitten durch die Julischen Alpen führt und unterwegs die Möglichkeit zur Einkehr an der 1901 erbauten Erjavec-Hütte bietet. Die zunächst nach dem Botaniker Wilhelm Voss benannt wurde, bis sie 1919 plötzlich nicht mehr auf österreichischem, sondern jugoslawischem Grund stand. Und sodann Erjavec-Hütte hieß, benannt nach einem Naturforscher und Schriftsteller aus Ljubljana.
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Der Pass selber ist mit 1611 m über der Adria der höchste für den allgemeinen Kraftverkehr befahrbare Gebirgspass Sloweniens und bildet die Wetterscheide zwischen Nord- und Südverlauf. Unser Sumo machte sich grandios auf den 50 teilweise gepflasterten, 1915- - 1916 von russischen Kriegsgefangenen gebauten Haarnadelkurven. Bergauf allemal, über 300 PS hatten sich uns zuliebe alle auf einmal versammelt und trugen uns über die gepflasterten, eng anmutenden Serpentinen empor zur Passhöhe. Und wo es gut hoch geht, geht’s meistens auch wieder gut runter. Und da wollte unser Gespann schon im Zaum gehalten werden, die schiere Masse schob ganz gut voran.
Mit der irgendwann mal gelernten Technik „im zweiten Gang Motorbremse mitnutzen“ kamen wir nicht weit, denn bei insgesamt nur drei Gängen macht es schon Sinn, die Passabfahrt im ersten Gang zu nehmen. Was den Fahrzeugen hinter uns – Mitfahrer aber auch Einheimische – einerseits keine Bremsbelag verrauchte Luft bescherte, andererseits aber einiges Verständnis abverlangte, da auf dieser engen Straße gute Gelegenheiten zum rechts ranfahren und vorbeilassen doch eher selten waren. Wir erlangten so einige Berühmtheit als „Ovira z Bavarije“ (das rollende Hindernis aus Bayern) und freuten uns über die gute Bremsleistung des großen Motors und darüber, dass wir nun jede Menge Zeit hatten, die Landschaft um uns herum auf uns wirken zu lassen.
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Vrsic-Passhöhe: der Sumo friedlich äsend inmitten der Modellathleten auf über 1600 m Höhe
Nach einem mit derartigen Landstraßenabenteuern gefüllten Tag kamen wir pünktlich zur Dämmerung hungrig und durstig am zweiten Platz an, Camp Liza. Es befand sich in der Nähe der Stadt Bovec, in einer Gegend die so wildromantisch und verwunschen anmutet, dass sie unter Anderen als Drehort des Hollywood-Movies „Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia“ gedient hat. Gerade das nahe Flusstal, an dem auch das Camp lag biete eine ähnliche landschaftliche Kulisse wie Neuseeland, so erzählt man sich. Die naturbelassenen, klaren Bergflüsse Soča und Koritnica sind im Sommer im Fokus touristischer Aktivitäten wie Rafting oder Kajaktouren. In der kalten Jahreszeit kommen die Menschen zum Wintersport.
Anfang Oktober befand man sich irgendwie dazwischen: die letzten versprengten Rafter suchten unerschrocken den Vollkontakt mit dem eiskalten tosenden Nass, während der erste Puderzucker die umliegenden Gipfel zierte, und herbstliche Farbtöne das noch verbliebene Laub schmückte. Schnell orientiert und sich einen schönen Platz gesucht (Auswahl gab es wieder mehr als genug) war es Zeit für ein mehr als würdiges Gemüse-Curry vom Grill, mit frischen Zutaten aus der letzten Gartenplünderung daheim.
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Am nächsten Morgen wurden wir erneut geweckt von heftiger Aufbruchstimmung. Die ersten Motoren liefen kurz nach sieben warm, und als wir drei Stunden später nach menschenfreundlichem Hineingleiten in den Tag schließlich zusammengepackt und die Kabine heruntergefahren und alles fixiert hatten waren wir so gut wie allein auf dem Platz.
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Das Ankommen und Abfahren dauert mit unserer spezifischen PopUp-Kabine länger als mit einer üblichen Hardwall-Kabine, was zum Einen am Dachtyp selber, zum Anderen an unserem nicht vorhandenen Grauwassertank und Gasflaschenfach liegt. Während die „Hardwaller“ im Idealfall lediglich Campingmöbel und Hund verstauen müssen, kommen bei uns Handgriffe hinzu wie Dach lösen bzw. fixieren und sichern (jeweils viermal) und Dach hoch-/runterkurbeln (dafür sparen wir uns den Hund). Den Grauwassertank ersetzen wir durch einen Ableitungs-Schlauch mit Auffangeimer unter der Kabine (der angeschlossen und aufgestellt / geleert und eingepackt werden muss), ebenso die Gasflasche. Die wird natürlich vor dem Losfahren im Auto geländetauglich fixiert. Last not least nehmen wir noch die flexible gelagerte Scherentreppe ab und verstauen sie ebenfalls im Auto, damit sie beim Fahren nicht das Nummernschild massiert und lustige neue Beschriftungen entstehen.
Diese Handgriffe dauern keine Ewigkeit, müssen aber für eine zügige Abfahrt ein wenig eingeübt werden, vor allem die richtige Reihenfolge. Im Gegenzug haben wir (ehemals leidenschaftlichen Zelter) damit eine Kabine, die ein unvergleichlich freies Wohnerlebnis bieten kann – gefühlt mehr oder weniger draußen, dabei hoch genug um sich gut geschützt zu fühlen.
Dieser Effekt wird durch die Ausgestaltung der PopUp-Plane erreicht: es gibt darin sechs Fensterflächen, jeweils zwei an den Seiten und eine vorn und hinten und von außen bei hochgeklapptem Dach gut zu erkennen als schwarze Rechtecke. Jede Fensterfläche kann über eine ebenso simple wie durchdachte Reißverschlussanordnung entweder komplett geschlossen oder in eine dunkel getönte Folie oder in ein Moskitonetz verwandelt werden.
Nutzt man Letzteres bei allen Fenstern, schafft man in Kopfhöhe eine ca. 40 cm hohe, umlaufende gefühlt freie Fläche ohne irgendeine Wand. Eine perfekte Aufhebung der Grenze drinnen/draußen, jedoch mit dem Schutz einer geschlossenen Kabine und zudem hoch genug, um in der Natur weder von Tieren noch auf Festivals von nächtlichen Störenfrieden behelligt zu werden. Wie schon gesagt ein unvergleichliches Wohngefühl und für uns, die wir das Leben draußen lieben, und der Grund warum wir das oben beschriebene Ballett bei Ankunft und Abfahrt gern in Kauf nehmen.
Aufbruch zum dritten Camp
All doors in flight, und auch das letzte Team der Five Mountains-Tour 2020 verließ das Camp. Vorbei am Sportflugplatz Bovec mit all den Motor-, Segel-, Ultraleicht und Drachenfliegern ging es zielstrebig hinauf ins wilde Grün Richtung Grenzkammstraße zu Italien. Der Name ist Programm, hier sitzt man als Fahrer in Slowenien und als Beifahrer gefühlt bereits in Italien.
Zwischendrin immer wieder und ganz überraschend durchs lichte Unterholz am Rande der Fahrbahn aufblitzend spektakuläre Blicke ins tiefe Isonzo-Tal einstreuend, kam auf der „Gegenspur“ alsbald ein Freilichtmuseum des Weges – eine ehemalige Festungsanlage der italienischen Armee aus der Zeit der „Isonzoschlachten“ im ersten Weltkrieg. Obwohl unser Achtzylinder gerade erst richtig warm war und das große Tier aufgeregt Bergluft einsog, luden Befehlshaber- und Beobachtungsstellungen, Kavernen und ein Netz von Schützengräben bereits schon wieder dazu ein, sich mindestens die Beine zu vertreten.
Und wenn man dann so durch die – tatsächlichen, echten - Schützengräben tief eingegraben und gut getarnt in Gipfelhöhe wandelte, inne haltend der Stille zuhörte und sich mal kurz vorstellte, was hier, auf dem Boden auf dem man gerade stand, wohl alles vor gut 100 Jahren passiert sein mochte, so wird einem vielleicht kurz bewusst welch Glück man hat, Solches nicht erlebt zu haben.
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Zurück im Wagen nahmen wir – wieder im ersten Gang, jedoch nun wirklich allein auf weiter Flur- die Serpentinen bergab und kamen ohne weitere Zwischenstationen am Nachmittag in Camp Lijak an, dem dritten Platz der Reise. Ein Sternecamp ganz in der Nähe der Stadt Nova Gorica, welche hervorgegangen ist aus der Teilung der bis 1918 österreichischen, danach bis 1945 italienischen Stadt Goricia/Görz. Camp Lijjak verfügt über ein gediegenes Restaurant mit Dachterasse und Personal in klassisch schwarz-weiss, liegt in einer Ebene und bietet einen wunderbaren Blick auf das umliegende Timovo-Plateau, welches durch den Gang der Sonne zu jeder Tageszeit ein anderes Relief zu bekommen schien.
Es herrschte eine verschlafene Stimmung auf dem Campingplatz vor, die Five Mountains Offroader hatten – erneut - den Platz mehr oder minder für sich (ein Umstand an den wir uns mehr und mehr gewöhnten), und nach der Kneipp-Kur im Wildwasser-Camp Liza empfing uns hier spätsommerlich warmes und sonniges Wetter. Genau das Richtige für einen Tag Urlaub im Urlaub, zwar war am nächsten Tag eigentlich ein spannender Rundkurs angesagt. Doch nach kurzer Musterung von Mensch und Material beschlossen wir kühn, die Freiheiten des Urlaubskonzepts voll auszunutzen und einen Tag Crewpflege einzulegen, mit Ausschlafen, Kochen, Musik hören, Lesen und Spaziergängen in die nähere Umgebung.
URLAUB!!
So verging ein herrlicher und herrlich unspektakulärer Urlaubstag bei bestem Wetter und mit bester Bordküche, und wir bemerkten alsbald, dass wir nicht ein Einzigen aus der Gruppe waren, die diesen Tag zum Durchschnaufen oder zur Ausrüstungspflege nutzten.
Camp mit Rundkurs: nicht nur wir nutzten den Tag zum genussvollen Abhängen
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Für den Folgetag stand die 169 km lange Mammut-Etappe zum letzten planmäßigen Camp auf dem Programm, gelegen an der Adriaküste in unmittelbarer Nähe des einzigen slowenischen Containerhafens bei Koper. „Nähe“ und „Weite“ sind natürlich relative Begriffe in einem Land mit weniger als 50 km Küstenlinie, etwas mehr Menschen als in Hamburg wohnend und auf einer Fläche verteilt halb so groß wie die Schweiz.
Der hohe offroad-Anteil der geplanten Route rückt das Wort „Mammut-Etappe“ für 169 km in ein klareres Licht – wenn es abseits der Straße atmosphärisch dicht wird, können 20 geschaffte km/h etwas sein, wofür sich keine Crew schämen muss, die ihr Fahrzeug in einem Stück ins nächste Camp bringt. Und was unser eigenes Gespann angeht, so verleitet die Rubens-Last auf der Ladefläche, gesichert lediglich durch vier (wenn auch Schwerlast-)Spanngurte nicht wirklich zu Racing-Einlagen.
Es sollte offroad über die Berge gehen, aber da es seit frühmorgens monsun-artig regnete, und wir auf unbefestigten Wegen am Steilhang keinesfalls in die Bredouille geraten wollten beschlossen wir mutig, das Image des einzigen FullSize-Trucks unter den ansonsten eher schlanken Offroadern weiterhin gelassen zu demolieren und gemütlich über reguläre Nebenstraßen anzufahren.
Die Nebenstraßen stellten aber natürlich nicht unbedingt Schnellverkehrswege dar und boten neben dem Reiz des Ländlichen ihren ganz eigenen Zutaten, wie zum Beispiel ein am Wegesrand liegendes Restaurant mit sehr leckerer Küche und dem rustikalen Flair von viel Lokalkolorit. Direkt am Eingang begrüßte uns der Tito-Jahreskalender 2020 inclusive Großportrait des 1980 verstorbenen ehemaligen jugoslawischen Staatschefs, und wenn wir uns so umschauten und -hörten, so waren wir mutmaßlich die einzigen Touristen hier.
Die bestellte Grillplatte für zwei Personen machte klar, dass sich hier ein Koch und ein Ingenieur gleichzeitig verwirklicht haben mussten. Sie war etagenweise und als optische Täuschung aufgebaut. So bot sich dem Auge zunächst nur eine geschlossene, schwebende Grillfleisch-Oberfläche unterschiedlichster Formensprache. Hatte man das erste Loch hineingegessen, so schimmerten urplötzlich die in der Speisekarte versprochenen Pommes Frites durch wie ein geheimer, bratensaftgetränkter Aztekenschatz durch eine nun löchrige Proteinplatte.
Das Ganze schmeckte phantastisch, und wir müssen zugeben dass wir keinerlei Reste gemacht haben – natürlich nur um ganz sicher zu sein, dass es am nächsten Tag wieder ganz bestimmt gutes Wetter inclusive gutem Fotolicht geben würde.
Kurze Zeit später kamen wir am letzten Camp an, dem Campingplatz Ankaran. Direkt an der Adria in einem lichten Wald gelegen und als größter slowenischer Campingplatz mit Meereszugang mit umfangreicher touristischer Infrastruktur versehen erschien Selbige jetzt mitten im Oktober freilich arg verwaist. Wir hatten uns hier im Vorjahr vom siebentägigen Sziget Mega-Musik-und-Kultur-Festival in Budapest (um die 400.000 Besucher - YEAH..... ) etwas erholt und kannten daher den besten Platz am Platz.
Der zugegebenermaßen etwas versteckt liegt und daher auch von den bereits angekommenen Teilnehmer-Crews unentdeckt geblieben war: eine von lauschigen Bäumen umsäumte, ebene Freifläche mit direktem Blick auf das Meer und den niemals schlafenden Containerhafen. Und nun, Mitte Oktober, hatten wir diesen 19 Stellplätze großen Platz komplett für uns allein - so ergab sich geradezu zwangsweise die Einhaltung jeglicher Hygienekonzepte.
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Der große freie Platz war als Stellplatz auf jeden Fall genial – der Tisch konnte jederzeit mit dem Gang der Sonne wandern, und bescherte den dort Sitzenden eine für Oktober geradezu üppige Versorgung mit Vitamin D.
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Von hier aus gab es den letzten Ausflug der offiziellen Tour, zunächst hoch hinauf zu den Kammhöhen oberhalb von Koper, danach durch tiefste Wälder zurück zur Küste. Wie schon einige Male zuvor teilte sich der Streckenvorschlag mittendrin in „Hardcore“ für die sehnig-drahtigen Modellathleten unter 2,8t Lebendgewicht und „smooth without boring“ für die Sumos, also Sprinter, Leicht-LKW und beispielsweise amerikanisches Schwermetall. Da wir keine Lust hatten, uns irgendwo am Berg in schönster Hanglage und assistiert von 48 hilfsbereiten Crews in eine Situation einzugraben, die man sonst nur aus „ich-war-dabei“ – Berichten oder -Videos kennt, war ein Respektieren der im Roadbook dringend angeratenen Sumo-Route Ehrensache.
Aber auch auf der „smooth without boring“-Strecke kamen wir gut auf unsere Kosten. Erstens durch viele schöne Ausblicke und Anblicke, zweitens navigatorisch durch die Routenkontrolle des jeweiligen Beifahrers (wir wechselten regelmäßig die Rollen) mittels des gestellten, mit Satellitenkarten ausgestatteten Navis. Drittens fahrerisch, beispielsweise beim Gipfelerklimmen mit Untersetzung, beim Finden der richtigen Geschwindigkeit auf Schotter bergab, beim umsichtigen und konzentrationsforderndem Steilhang-Abstieg auf Schlamm und Matsch mit nur wenigen Zentimetern Weg links und rechts der knapp 30 cm breiten AT-Reifen, beim Passieren eines anderen Tour-Sumos im Gegenverkehr (Kommando „Pummel voraus“) und an einer Stelle, an der man sich keinen Gegenverkehr wünscht. Und es dann tatsächlich nur funktioniert hat, weil wir beide die Rückspiegel einklappten.
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Eine überaus stimmige Mahlzeit für die ganze Gruppe, hier unter den lichten Bäumen des Platzes, jetzt am letzten Abend der offiziellen Tour noch einmal mit allen zusammen. Nach allen Regeln des Hygienekonzepts, wie seit Tag eins gewohnt und zugegebenermaßen in einer zunächst wirklich merkwürdigen Atmosphäre, an die wir uns aber irgendwie längst gewöhnt hatten – frei nach dem Motto besser-so-als-daheim-sitzen-und-von-sowas-träumen.
Wir schauten uns um, sahen in viele Gesichter die wir nun eine Woche jeden Tag gesehen hatten, und mit denen nun viele Eindrücke und Erlebnisse verbunden waren. Gleichzeitig hatten wir die zu den Gesichtern gehörenden Menschen dem Hygienekonzept geschuldet doch bisher kaum kennen lernen können – welch ein bizarres Gefühl. Wir nahmen diese Stimmung in uns auf. Und waren sehr froh, dass wir auch bereits für den nächsten Teil des Abenteuers eine feste Startnummer besaßen – Marokko im April/Mai 2021, so es die Pandemiesituation zulassen wird.
Dafür nahmen wir uns übrigens noch beim Gulasch sitzend vor, dann ausgeschlafen und gut erholt in den Urlaub zu gehen, um noch mehr vom Programm mitzunehmen wie jetzt beim ersten Reinschnuppern.
Ob es uns gelingt?
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Ist etwas länger geworden, wie angekündigt – dass das nicht am Stück in einer Zeitschrift abgedruckt wurde, hat uns nicht wirklich gewundert.
Wir hoffen, es hat Euch gefallen und das Warten auf die ersten post-pandemischen Touren irgendwie ein wenig versüßen können!!
Herzliche Grüße,
Eure Cruisinados
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Vielen Dank dafür, ich hätte gerade Lust sofort los zu fahren.
Gruß
Michael
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